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Rosalie Bertell ist tot. Sie starb im Alter von 83 Jahren an einem Krebsleiden am 14.6.2012 friedlich im Ordenshaus der „Grauen Nonnen vom Heiligen Herzen“ in Pennsylvania, USA, denen sie fast ihr ganzes Leben lang angehört hatte. Ihr Ende kam ein halbes Jahr nach Erscheinen ihres Buches in deutscher Sprache. Ich bin sehr froh darüber, dass sie es noch erleben konnte. Es hat ihr so viel daran gelegen.
Solange es möglich war, stand ich in permanentem Kontakt zu Rosalie Bertell. Zuletzt diskutierten wir vor allem die Katastrophe von Fukushima, die auch aus ihrer Sicht merkwürdig verlaufen war. Denn nach ihren Berechnungen hatte sich das Erdbeben gerade nicht in einer tektonisch dafür infrage kommenden Spalte im Pazifik ereignet, wie immer behauptet wurde, sondern in einer Gegend, die in diesem Sinne völlig neutral war. Und sie hatte große Sorgen wegen der langfristigen Auswirkungen, war dies doch jahrzehntelang ihr Thema gewesen, für dessen Behandlung sie 1986 den Alternativen Nobelpreis erhalten hatte (Keine akute Gefahr? Die radioaktive Verseuchung der Erde, 1987). Allerdings hatte sie die ungeheuren Ausmaße der neuen Katastrophe noch nicht erkannt (cf. www.pbme-online.org, 6th Information-Letter: Fukushima and We, June 2012. No hay versión espanola).
Eine Frage, die sie nicht mehr beantworten konnte, drehte sich um das von ihr mit Aufmerksamkeit verfolgte Phänomen des Abtauens in Teilen der Antarktis, dem Südpol. Denn da der Nordpol, die Arktis, nach ihren Recherchen so rapide abtaut(e), weil er seit Mitte der 70er Jahre seitens der Sowjetunion wie den USA mit elektromagnetischen ELF-Wellen beschickt wird, wie in ihrem Buch nachzulesen ist, musste für ein ähnliches Phänomen am Südpol ein anderer Grund vorliegen.
Denn eins war für sie klar: nicht einfach das CO2 kann für den Klimawandel bzw. die Erwärmung bestimmter Gebiete, wie eben der Arktis, verantwortlich gemacht werden, wie wir es seit Al Gore´s Zeit seiner Präsidentschaftskandidatur in den USA überall auf der Welt von der Politik und der Wissenschaft, ja sogar den sog. Alternativ- und Ökologiebewegungen hören. Das CO2 sammelt sich nämlich in den Luftschichten der Troposphäre, während die Erwärmung in der viel höher gelegenen Ionosphäre stattfindet. Und dort arbeiten die militärischen Anlagen, die mit elektromagnetischen Wellen die Ionosphäre untersuchen, mit ihr durch Aufheizung experimentieren und dabei Naturkatastrophen auslösen können – wie wir es seit Jahrzehnten wissen (s. der Versuch der UNO, mit der ENMOD Konvention von bereits 1977 die militärische Anwendung solcher Technologien zu verbieten).
Vielleicht ist ja im Falle der Antarktis der Grund kein ober-, sondern unterirdischer: nicht die künstliche Erwärmung der Luft, sondern die des Meerwassers der Ozeane…
Hier hörte unser Austausch auf. Es war Anfang Juni.
Was hätte sie wohl zu den anderen Katastrophen gesagt, die seitdem andauernd stattfinden, großen Erdbeben überall auf der Welt, Stürmen wie „Sandy“ kurz vor den US-Wahlen und Vulkanausbrüchen wie im November in Neuseeland? Wie hätte sie gearbeitet, um herauszufinden, was echte und was vielleicht keine echten Naturkatastrophen waren?
Denn eins ist nach ihrem Buch klar: Heute kann niemand mehr davon ausgehen, dass die vermehrt stattfindenden und zunehmend großen Natur-Katastrophen einfach alle natürlichen Ursprungs sind…
Im Zentrum ihrer letzten Bemühungen stand auch die Aufklärung über das sog. Geo-Engineering, das ja inzwischen als ziviles Projekt gegen den Klimawandel aufgebaut und damit aus der Dunkelkammer der militärischen Geheimhaltung geholt wird: Sie betonte es unermüdlich und schrieb im Dezember2011 auch an die Verantwortlichen der UN-Biodiversitäts-Kommission zur Klimakonferenz nach Durban, Südafrika, dass das Geo-Engineering ein militärisches Projekt sei, dass es schon längst in der Anwendung sei, und dass es mit einer Bekämpfung der Folgen des Klimawandels, den das Militär ohnehin bestreitet, gar nichts zu tun habe. Es sei daher Zeit, das Militär endlich in die Analyse einzubeziehen!
Es scheint, dass daraufhin nichts erfolgte. Für Rosalie handelte es sich bei der offiziellen Geo-Engineerings-Debatte um den propagandistischen Versuch, sich die Zustimmung der Öffentlichkeit zu erschleichen, und unter dem Deckmantel der angeblich so notwendigen CO2-Bekämpfung auch die Mitarbeit der zivilen Wissenschaft/Geldgeber für die Projekte der kontinuierlichen Verwandlung der Erde in eine Kriegswaffe zu erreichen.
Für Bertell war der Begriff Geo-Engineering der Sammelname für alle diese Techniken:
– den Wetterkrieg, wie von der US Air-Force („Owning the Weather in 2025“) beschrieben,
– die Plasmawaffe, also der Einsatz der elektromagnetisch arbeitenden „Ionosphärenheizer“-Radaranlagen, die weltweit immer mehr werden, sowie
– die sonst als Geo-Engineering geltenden, höchst umstrittenen Maßnahmen wie etwa das Ausbringen von Aerosolen, von den Gegnern auch Chemtrails genannt, die „Ozeandüngung“ und Albedo-Maßnahmen zur Abwendung der Sonneneinstrahlung (vgl. www.sauberer-himmel.de)
Was hätte also Rosalie über die im November 2012 von der Weltbank veröffentlichten Prognosen über eine laufende Klimaerwärmung gesagt, die mit über 4 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts so bedrohlich sei, dass dringend der Einsatz und die Entwicklung „alternativer Technologien“ zu empfehlen sei, um das CO2 bzw. seine Folgen zu beschränken!?
Sie hätte gesagt, dass der Weltbank-Bericht damit voll im Trend der Zeit liege, die militärischen Aktivitäten zu unterschlagen, das Problem genau falsch herum zu definieren, und seine Bekämpfung mit Mitteln vorzuschlagen, die sozusagen den Teufel mit dem Beelzebub austreiben wollen!
Ich bin Ende September 2012 nach Toronto, Kanada, gereist, wo das von Rosalie Bertell gegründete IICPH, das „International Institute of Concern for Public Health“, von dem aus sie immer gewirkt hatte, eine große öffentliche Gedenkfeier für sie organisierte. Im Versammlungsraum einer Kirche in der Nähe des Stadt-Zentrums trafen sich um die 150 Menschen, um ihrer zu gedenken. Die Präsidentin und die Vizepräsidentin des IICPH, Marion Odell und Anna Tilman, sprachen, die Oberin ihres Ordens, Sister Julia Lanigan, aus den USA, Freunde und MitarbeiterInnen aus allen Zeiten ihres Wirkens, und es gab einen Film über sie, wie sie 30 war, und wie sie um die 60 war.
Da ging mir erst so richtig auf, wer sie war:
Rosalie war eine „Jungfrau“ – aber nicht im Sinne des Patriarchats, der Kirche, der Gynäkologie oder der Astrologie, sondern in einem matriarchalen Sinne: sie war von Anfang an und blieb bis zum Schluss jene junge, mädchenhaft-unschuldige, voll engagierte und gleichzeitig auch mental starke Frau, die sich auf die Suche nach Wissen, Weisheit und Wahrheit in die Welt aufmacht, und klar und unmissverständlich berichtet über das, was sie vorgefunden hat – nüchtern und kompromisslos, ohne Kalkül, immer dicht an der Realität, ja, mitten aus ihr heraus, ohne Umschweife und Schnörkel, ohne Rücksicht auf sich selbst – und aus einem vollen Herzen sprechend! Das Herz war Rosalies Fundament, das Zentrum, von dem aus sie war, dachte, entschied und handelte – es gibt dafür das Wort „Liebe“. Aber es ist eben jene „größere“ Liebe, die es möglich macht, viel mehr und ganz anderes zu tun als nur das Persönliche, geschweige denn bloß Egoistische, mehr Kraft zu haben als bei einer einzelnen Person eigentlich vorhanden ist, und einer umfassenderen Vision zu folgen als der, die uns normalerweise vorschwebt.
Innsbruck, 29.12.2012
Bibliografie
Bertell, Rosalie: Keine unmittelbare Gefahr? Die radioaktive Verseuchung der Erde, München 1987, Goldmann (No Immediate Danger? The Future of a Radioactive Earth, London 1985, The Women´s Press)
Bertell, Rosalie: Kriegswaffe Planet Erde, Gelnhausen 2011 und 2013, J. K. Fischer (Planet Earth. The Latest Weapon of war, London 2000, The Women´s Press)
Carson, Rachel: Der stumme Frühling, München 1963,Biederstein (Rachel Carson: Silent Spring, Houghton Mifflin, 1962)
Merchant, Carolyn: Der Tod der Natur. Ökologiue, Frauen nudn neuzeitliche Nturwissenschaft, München 1987, C.H. Beck (Carolyn Merchant: The Death of Nature. Women, Ecology and the Scientific Revolution, San Francisco 1980, Harper & Row)
UN: Environmental Modification (ENMOD) Convention. Convention on the Prohibition of Military or any other Hostile Use of Environmental Modification Techniques, signed 18 May 1977, Genf
US Air Force: Col. Amzy J. House u.a.: Weather as a Force Multiplier. Owning the Weather in 2025, Washington 1996
Weltbank: „Klimawandel: Weltbank warnt vor Vier-Grad-Katastrophe“, in: Der Spiegel online, 19.11.2012
Werlhof, Claudia von: Rosalie has chganged my life. Rede beim Memorial: Remembering Rosalie Bertell, Toronto, 29.9.2012, at www.globalresearch.ca / in Birnbaum Lucia (Ed.): “Between the Words”, Berkeley 2014, forthcoming.
www.pbme-online.org: 6. Info Brief, März 2013 (6th Information Letter. March 2013)
www.sauberer-himmel.de
Meet Mago Contributor, Claudia von Werlhof.